kneippsche Bäder

Kneippsche Güsse – eine einfache Anleitung für zu Hause!

Kneippsche Güsse sind eine Wohltat für die Gesundheit und für mehr Lebensqualität. Richtig angewendet, ist ihre Wirkung auf unseren Körper bemerkenswert. Kneippsche Güsse lassen sich leicht lernen und zuhause im eigenen Bad durchführen. Die Güsse führen als Reaktion zu einer Mehrdurchblutung der Körperdecke die auf den Gesamtkreislauf, Herztätigkeit und Blutdruck wirkt. Sie sind hilfreich bei SchlafproblemenInfektanfälligkeit, Krampfadern und vielem mehr. Ferner wirken sie straffend auf die Haut und liefern einen Kreislaufkick.

Was sind kneippsche Güsse?

Kernstück der Kneipp-Therapie sind die Wasseranwendungen. Die kneippschen Güsse sind neben Waschungen, Bädern, Wickeln und Abhärtungsübungen der wichtigste Bestandteil der Hydrotherapie innerhalb der Methode nach Pfarrer Sebastian Kneipp. Bei einem kneippschen Guss wird ein fast druckloser, gebündelter Wasserstrahl an einzelnen Körperteilen oder am gesamten Körper entlanggeführt. Kneippsche Güsse sind leicht zu lernen und können gut ohne großen Aufwand im eigenen Badezimmer durchgeführt werden.

Wie werden kneippsche Güsse angewendet?

Kneippsche Güsse werden entweder mit kaltem oder mit warmem Wasser durchgeführt oder als Wechselanwendung, bei der abwechselnd kaltes und warmes Wasser am Körper entlang fließt.

Um den richtigen Wasserdruck einzustellen, wird der Schlauch steil nach oben gehalten und der Wasserhahn so weit aufgedreht, bis das Wasser etwa eine Handbreit über die Schlauchöffnung aufsteigt. Der Schlauch wird so gehalten, dass das Wasser in einem Winkel von 45 Grad, also leicht schräg, auf den Körper trifft. Der Abstand zur Haut sollte bei der Anwendung etwa fünf bis zehn Zentimeter betragen. Das Wasser darf nicht spritzen, sondern sollte den Körper wie ein Mantel umschließen.

Was ist bei der Temperatur zu beachten?

Kalte Güsse dürfen nur auf warmen Körperteilen angewendet werden. Das Wasser mit der kältesten Einstellung am Wasserhahn hat die richtige Temperatur für einen kalten kneippschen Guss. Bei Teilgüssen, wie dem Armguss oder dem Knieguss, solltest du dich nur so weit entkleiden, wie es für den Guss nötig ist. Anschließend solltest du dich nicht abtrocknen, sondern nur das überflüssige Wasser abstreifen und dich anschließend warm zudecken.

Für einen warmen Guss solltest du den Wasserhahn so einstellen, dass du Wasser mit einer Temperatur zwischen 37 und 40 Grad bekommst. Wähle die Temperatur, die du am besten verträgst.

Bei Wechselgüssen beginnst du mit warmem Wasser, bis die Haut eine gute Rötung zeigt. Anschließend wird kurz mit kaltem Wasser gearbeitet, dann wieder warm und abwechselnd so weiter. Einen Wechselguss beendest du mit einem kurzen und kalten Wasserreiz.

Um die Wirksamkeit der kneippschen Güsse zu erhöhen, solltest du nach einer Kneipp-Anwendung mindestens eine halbe Stunde ruhen.

Allgemein gilt für die Anwendung von kneippschen Güssen:

– Nicht direkt nach einer Mahlzeit anwenden.
– Auf eine angenehme Raumtemperatur achten. 
– Keine Zugluft durch geöffnete Fenster oder Türen.
– Kneippsche Güsse nicht unmittelbar nach dem Essen durchführen.
– Keine zwei Güsse direkt hintereinander anwenden. 
– Ein Guss wird relativ schnell durchgeführt. Er dauert nur etwa zwei Minuten.
– Es gilt das Prinzip des „Einschleichens“, es wird mit einer kleinen Hautfläche begonnen.
– Es wird gegossen bis eine leichte Hautrötung beginnt.

Zu beachten bei kalten Güssen:

– Niemals kalt gießen bei ausgekühltem Körper!
Verfärbt sich die Haut livide  oder treten Schmerzen auf wird der Guss sofort abgebrochen!
– Der Körper (auch Hände und Füße) müssen warm sein!
– Bei kalten Füßen oder Händen vorher ein warmes Hand- oder Fußbad nehmen!
– Während des Gusses ruhig ein- und ausatmen!
– Die bevorzugte Uhrzeit ist zwischen 7.00 und 9.00 oder 15.00 und 16.00 Uhr.
– Zum einspielen des Kältereizes können die ersten Güsse auch wärmer erfolgen

Welche kneippschen Güsse sind für zu Hause geeignet?

1) Knieguss

Beginn an der Rückseite:

Du stellst dich in die Badewanne und beginnst mit dem kalten Knieguss an der kleinen Zehe des rechten Fußes. Von da gehst du an der Außenseite des Beines hinauf bis etwas über die Kniekehle. Dort bewegst du den Schlauch mehrmals hin und her. Das Wasser läuft wie eine Platte über die Wade. Anschließend gehst du über die Innenseite des rechten Beines hinunter bis zur Außenkante des Fußes. Im nächsten Schritt beginnst du an der Kleinzehseite am linken Bein. Gehst aufsteigend bis zur Kniekehle wieder ca. 5 Sekunden bewegend hin und her verweilen, wechselst dann auf die Kniekehle zur rechten Seite, verweilst dort bewegen ca. 5 Sekunden und wieder zurück zur linken Kniekehle und gehst abwärts an der Innenseite entland Richtung Innenknöchel.

Dann erfolgt die Begießung der Vorderseite:

Von der Kleinzehseite des rechten Fußes beginnend aufsteigen bis kurz oberhalb der Kniescheibe, diese ein paar Mal umkreisen dann wieder an der Innenseite des Unterschenkels abwärts zur Ferse. Den Wasserstrahl nicht direkt über die Knochenkante fließen lassen. Der gleiche Vorgang wird links wiederholt nur wechselst du an der Kniescheibe wie auf der Rückseite kurz nach rechts, verweilen, nach links und dann abwärts an der Innenseite zur Ferse.

Zum Abschluss werden die rechte und linke Fußsohle begossen.

  • Je Seite dauert der Guss ca. 8-10 Sekunden.
  • Ein normale Reaktion ist eine gleichmäßige Hautrötung
  • Ist die Haut bläulich-marmoriert hat der Guss vermutlich zu lange gedauert
  • Bei Wechselgüssen wird nicht von den Beinen übergewechselt und die Fußsohlen werden erst beim kalten Guss begossen.

Der kalte Knieguss ist unter anderem hilfreich bei

  • Fußbeschwerden
  • Besenreisern
  • Krampfadern

Der warme Knieguss wird bei

  • Durchblutungsstörungen
  • chronisch kalten Füßen
  • Kniegelenksarthrose angewendet.

Wechselgüsse wirken günstig auf das

  • Herz-/Kreislaufsystem
  • bei hohem Blutdruck.

2) Schenkelguss

Du beginnst wie beim Knieguss an der Rückseite des rechten Bein, am Fußaußenrand gehst aber höher hinauf bis zum Beckenkamm. Dort gießt du drei- bis viermal hin und her  (ca. 5 Sekunden) und  gehst dann an der  Innenseite hinab zum Fuß. Die Anwendung wiederholst du am linken Bein wechselt jedoch auf das rechte Gesäß verweilst dort kurz bewegend über dem Beckenkamm und gehst dann zurück nach links und hinab auf der Innenseite zum Fuß.

Anschließend wechselst du auf die Vorderseite an der Außenseite des rechten Beines entlang bis zur Leiste verweilst dort bewegend und gehst an der Innenseite wieder hinab. Das gleiche wiederholst du auf der linken Seite, wechselst jedoch an der Leiste auf die rechte Seite verweilst bewegend (ca. 5 Sekunden) und wechselst wieder nach links zurück und gehst dann an der Innenseite entlang zum Fuß. Anschließend werden die Fußsohlen begossen.

Der Wasserstrahl ummantelt den gesamten Oberschenkel

Der Schenkelguss wird bei den gleichen Indikationen wie der Knieguss angewendet.

Ferner ist er hilfreich bei:

  • Hüftgelenksarthrose
  • Ischiasbeschwerden und
  • wird auch bei rheumatischen Beschwerden eingesetzt

Bei einem Wechselguss unterbleibt das Überwechseln am Gesäß und an der Leiste.

3) Gesichtsguss

Der Gesichtsguss wird auch „Schönheitsguss“ in der Kneipp-Therapie genannt. Du beugst dich über die Badewanne und beginnst unterhalb der rechten Schläfe von dort gehst du Richtung Stirn und zurück. Die rechte Gesichsthälfte wird nun mit 3 längsverlaufenden Strichen begossen. Dann fährst du weiter zur linken Gesichtshälfte und begießt dort mit 3 längsverlaufenden Strichen danach umrandest du das Gesicht 3mal.
Während des Gusses atmest du ruhig weiter.

Der kalte Gesichtsguss wirkt:

  • hautstraffend
  • erfrischend und belebend
  • Er regt die Durchblutung der Gesichtshaut an und wirkt abhärtend, indem die Anfälligkeit für Atemwegsinfekte reduziert wird.
  • zur Entmüdung
  • bei Migräne
  • Bei Nervenschmerzen im Gesichtsbereich, zum Beispiel bei Trigeminus-Neuralgie, wird der Gesichtsguss mit warmem Wasser durchgeführt.

4) Armguss

Beuge dich mit dem rechten Arm über die Badewanne. Du beginnst mit dem Armguss am kleinen Finger. Führe das Wasser an der Außenseite des Armes hinauf bis zur Schulter, zwei- bis dreimal über das Schultergelenk und an der Innenseite wieder hinab. Der linke Arm wird gleichermaßen behandelt.

Der kalte Armguss wirkt:

  • lindernd bei Schmerzen  einer Sehnenscheidenentzündung
  • belebend bei Müdigkeit und Abgeschlagenheit.
  • Zirkulationsstörungen
  • Durchblutungsstörungen der Hände
  • Blutunterdruck
  • bei Kopfschmerzen
  • Katharrh der oberen Atemwege

Verwende warmes Wasser bei Rheuma und Nervenschmerzen in der Schulter.

Wechselduschen sind bei Durchblutungsstörungen angezeigt.

5) Brustguss

Der Brustguss wird zunächst wie der Armguss durchgeführt. Nachdem du beide Arme begossen hast, führst du das Wasser über die Innenseite des rechten Armes nach oben, beugst die Brust über die Badewanne oder Dusche und wechselst mit dem Wasserstrahl hinüber auf die Brust. Diese begießt du in Form einer liegenden 8 und wanderst dann an der Innenseite des linken Armes hinunter zur Hand.

Der Brustguss wirkt:

  • belebend
  • erfrischend und positiv auf die Atmung
  • allgemeine Abhärung
  • kalt bei Infektanfälligkeit angewendet
  • ein warmer Brustguss hat sich bei akuter und chronischer Bronchitis bewährt

6) Rückenguss

Für den Rückenguss benötigst du jemanden, der dir hilft. Wenn möglich, setzt du dich entspannt auf einen Hocker in die Badewanne oder die Duschtasse. Da du für den Rückenguss komplett entkleidet sein musst, sollte das Badezimmer gut geheizt sein. Das Wasser sollte angenehm warm sein (33 bis 35 Grad). Der Helfer lässt nun das Wasser von der Halswirbelsäule über die gesamte Wirbelsäule nach unten fließen. Dabei bildet sich ein Wassermantel über den ganzen Rücken.

Der warme Wirbelsäulenguss wirkt entspannend auf die gesamte Muskulatur des Rückens. Du kannst ihn bei Verspannungen der Rückenmuskulatur, bei allen Verschleißerscheinungen an der Wirbelsäule und den Bandscheiben sowie in psychischen Belastungssituationen anwenden.
Bei Hexenschuss und Schmerzen im unteren Rücken (Lendenwirbelsäule) richtet dein Helfer den warmen Wasserstrahl auf die Mitte des Rückens. Das Wasser fließt dann wie ein Mantel über den unteren Rücken. Die Temperatur des Wassers wird langsam erhöht, bis auf 40 Grad oder soweit, wie es noch erträglich ist. Der untere Rücken wird solange mit Wasser begossen, bis eine deutliche Rötung sichtbar ist. Die Durchblutung wird angeregt und Schmerzen gelindert.

Welches Zubehör benötigt man für kneippsche Güsse?

Zur Durchführung von kneippschen Güssen zuhause im eigenen Badezimmer benötigst du einen Duschkopf, der einen gebündelten Strahl erzeugen kann oder einen Duschschlauch, von dem du den Duschkopf abschrauben kannst. Wichtig bei der Durchführung der Kneipp-Anwendung ist, dass das Wasser wie ein Mantel am Körper oder am begossenen Körperteil hinunterfließt.