Die öffentliche Badekultur hat eine lange Geschichte. Sie beginnt bereits in der Antike. Öffentliche Badeanstalten in schönen Räumlichkeiten gab es schon damals. Und schnell wurde dem Baden auch eine positive Wirkung auf die Gesundheit nachgesagt. Über die Jahrhunderte wurde das Baden beibehalten – und hat sich zugleich immer wieder verändert.
Wann wurde die Badekultur
erfunden?
Nicht nur bei Kindern ist das Schwimmbad heute ein beliebtes Ausflugszielen. Auch viele Erwachsene schätzen schöne Bäder für ihre besonderen Entspannungsqualitäten. Dabei ist das Schwimmbad keine Erfindung der Neuzeit. Bereits im alten Ägypten richtete man Bäder ein. Die Cleopatra soll in Milch gebadet haben.
Die ersten öffentlichen Schwimmbäder werden ebenfalls in der Antike gegründet. Die Griechen und die Römer bauten öffentliche Thermalquellen ein. Zu ihrer Zeit entstand die Badekultur als fester Bestandteil des öffentlichen Lebens. Das Baden hatte bei Römern und Griechen einen hohen Stellenwert. Es fand nicht mehr nur in privaten Bädern statt.
Und es gab feste Abläufe für den Besuch eines Bades. Mit der Entwicklung einer gut funktionierenden Fußbodenheizung hoben die Römer die Badekultur aber auch technisch auf eine ganz neue Stufe.
Wie gingen die Römer baden?
Nicht nur der Badespaß – auch die Hygiene spielte für die Römer eine große Rolle. Sie legten ein ausgeklügeltes Kanalisationssystem an. Mit Hilfe der Cloaca Maxima sollte aller Müll aus der Stadt fließen. Zufluss von frischem Wasser sorgte wiederum in den Häusern für Sauberkeit.
Der Besuch von Thermalbädern zur Entspannung und Reinigung gehörte für die Römer zum Alltag.
Unterstützt durch Fußbodenheizungen wie auch Wandheizungen wurde in den Thermen für warmes Wasser und viel heiße Luft gesorgt. In Rom gab es in Thermalbädern typischerweise verschiedene Bereiche:
- Zunächst fanden die Besucher hier einen Umkleideraum vor.
- Zweitens gab es einen Schwitzraum
- Drittens einen Raum mit einem warmen Bad
- Viertens einen weniger warmen Raum
- schließlich einen Raum mit einem kalten Bad
In der Regel wärmten sich die Menschen zunächst mit etwas sportlicher Bewegung auf. Anschließend wurde das kalte Bad zur Reinigung besucht. Danach wechselte man Stück für Stück wieder in die wärmeren Bereiche.
Den Wechsel zwischen warm und kalt kennen wir bis heute
Solche Abläufe sind nicht ohne Grund fester Bestandteil der Badekultur. Wir kennen sie bis heute. Ein gezielter Wechsel zwischen Schwitzen, kaltem Wasser, warmem Wasser und Entspannung bringt den Kreislauf in Schwung. Das Baden sorgt genau damit nicht nur für Sauberkeit. Es kann sich auch positiv auf das Immunsystem auswirken und die Abwehrkräfte in der kalten Zeit des Jahres stärken. Wenn Du schon einmal in der Sauna warst, dürfte Dir dieser Effekt vielleicht bekannt sein.
Das Verschwinden der Badekultur und
die Angst vor dem Wasser
Als die Goten Rom belagerten, wurde 537 dessen ausgeklügeltes Kanalisationssystem zerstört. Damit funktionierten die Thermalquellen nicht mehr. In Rom wurde dieses System nicht mehr aufgebaut. Damit verschwanden die öffentlichen Thermalquellen im westlichen Europa allmählich. Erhalten blieben öffentliche Bäder im Byzantinischen Reich. Dort entdeckten später die Kreuzfahrer die Bäder. Sie brachten die Entdeckung zurück nach Europa. In der Folge entstanden Badehäuser für Adelige. Den Besuch eines richtigen Bades konnten sich jedoch nur reiche Menschen leisten. Andere mussten sich auf ein günstigeres Schwitzbad beschränken.
Die Badekultur schien sich wieder in Europa zu etablieren.
Dann jedoch erlitt sie abermals einen herben Rückschlag. Bei der Heimreise des Kolumbus aus Amerika brachte dessen Mannschaft die Syphilis mit nach Europa. Über den gemeinschaftlichen Besuch des Bades verbreitete sich diese Krankheit ebenso wie die Pest. In der Folge rieten viele Ärzte deshalb vom Baden ab. In dieser Zeit entwickelte sich sogar eine allgemeine Skepsis gegenüber der Badekultur. Viele Ärzte glaubten damals, das Wasser dringe in die Haut ein und schade dem Menschen.
Förderung der Gesundheit
und Entspannung
werden entdeckt
Die Scheu vor dem Wasser wird schnell wieder überwunden. Es tauchen immer mehr Hinweise auf, die eine gesundheitsfördernde Wirkung des Badens unterstreichen. In vielen Kurorten wird Wasser entdeckt, dem eine spezielle heilende Wirkung zugeschrieben wird. Bis heute ist die Bezeichnung eines Kurortes an die Nutzung von besonderem Thermalwasser gebunden. Durch die Vorsilbe „Bad“ wird sie im Namen des Ortes gekennzeichnet. An vielen dieser Orte entstehen Bäder und eine besondere Badekultur. Gäste werden hier zur Kur eingeladen und genießen die besondere Wirkung des Wassers. Die Nachfrage nach dem heilenden Wasser steigt immer weiter. Im Zuge dieses Trends lassen auch viele Mediziner die erlernte Skepsis gegenüber der Badekultur wieder hinter sich.
Menschen wie Sebastian Kneipp entwickeln Badehäuser für eine spezielle Wassertherapie: das Wassertreten. Nach Kneipp ist bis heute der Kneipp-Gang benannt. Kneipp war der Überzeugung, dass sich die Badekultur langfristig auszahlt:
Wer nicht jeden Tag einen kleinen Schritt für seine Gesundheit leiste, müsse ansonsten irgendwann viel Zeit zur Behandlung einer Krankheit verwenden.
Die Seebäder leiten den Anfang
einer neuen
Badekultur ein
Es sind die Seebäder, die dann den Anfang einer neuen Badekultur einleiten.
In Frankreich und auch in England entstehen sie bereits im 18. Jahrhundert. Die damit verbundene Badekultur zieht vor allem Adlige ans Meer.
Auch in Deutschland werden schließlich Seebäder gebaut. Viele Namen der Nordseebäder und Ostseebäder sind bis heute bekannt. Orte wie die Nordseeinsel Sylt oder Rügen bieten bis heute eine eigene Badekultur am Meer. Die großen Bäder am Meer stehen in Deutschland schnell einer breiten Bevölkerungsschicht zur Verfügung.
Im 19. Jahrhundert werden neben der Hygiene auch die besonderen gesundheitlichen Vorteile der Seeluft deutlich.
Ein Bad im Salzwasser und die frische Meeresluft wirkt gut gegen Asthma oder andere Atembeschwerden.
Die Freikörperkultur
verbindet
Badekultur und eine neue
Lebensbewegung
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts sorgt die Lebensreformbewegung für neue Formen des Badens. Das FKK-Baden und die Freikörperkultur entstehen. Sie ist mit umfassenden Konzepten zur Förderung einer gesunden Lebensweise verbunden. Sie zielt sowohl auf die physische wie auch auf die psychische Gesundheit des Menschen ab. Die Badekultur wird mit mehr Kontakt zur Natur verbunden. Die freie Bewegung soll auch für eine Ertüchtigung des Körpers sorgen. Dabei wird die Badekultur in eine umfassende Reform eingebunden. Diese verschafft den Menschen auch Emanzipation und eine freiere Lebensweise. Wenn die Freikörperkultur auch nicht jedermanns Sache ist, so ist dieses Bewusstsein für Gesundheit und Bewegung dennoch geblieben. Es ist heute in den Köpfen vieler Menschen fest verankert.
Moderne Badekultur bietet ein hohes Maß an Entspannung
Die moderne Badekultur unterstreicht heute vor allem den Entspannungsfaktor. In vielen Schwimmbädern aber auch in SPA-Hotels bietet man Dir ausgezeichnete Entspannungsmöglichkeiten. Nicht nur das Baden alleine sorgt dafür. Auch Massagen, Whirlpool und Saunalandschaften verwöhnen die Besucher auf umfassende Weise. Die Badekulturgehört damit als feste Größe zur Gesellschaft. Sie wird von vielen Menschen genutzt, um sich nach langen Arbeitswochen zu regenerieren. Andere Bäder sind wiederum speziell auf den Besuch von Familien eingerichtet. Große Erlebnisbäder mit Wasserrutschen und vielen verschiedenen Spielmöglichkeiten bieten Eltern und Kindern hier viele Unterhaltungsmöglichkeiten. Diese werden von vielen Menschen gerne besucht. So ist es auch kein Wunder, dass immer mehr Kinder heute bereits früh einen Schwimmkurs machen. Er sorgt für einen sicheren Aufenthalt im Wasser und führt die Kinder unter der Aufsicht geschulter Schwimmlehrer an die Badekultur der Gesellschaft heran.
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