Eine haarige Geschichte – deshalb rasieren sich Frauen

Schöne Haare werden bei Frauen besonders geschätzt – so lange sie sich auf dem Kopf befinden. An anderen Stellen des Körpers stößt Körperbehaarung dagegen oft auf Abwehr. Unter den Achseln und im Intimbereich aber auch an Armen und Beinen rasieren Frauen sich deshalb nicht selten. Tatsächlich hat die Rasur eine lange Geschichte. Sie ist eng mit gesellschaftlichen Schönheitsvorstellungen verknüpft.

Rasieren ist fast so alt wie die Menschheit selbst

Von seinen engsten Verwandten im Tierreich unterscheidet sich die Menschheit optisch vor allem durch eine Sache besonders markant.
Er trägt wesentlich weniger Haare am Körper. Vom Kopf und intimen Stellen des Körpers einmal abgesehen hat er sie offenbar im Laufe seiner Entwicklung verloren. Frauen haben sogar noch weniger davon als die Männer. Sie haben keinen Bartwuchs und auch die Behaarung an Armen und Beinen fällt bei ihnen in der Regel spärlicher aus.
Obwohl der Mensch nun aber so wenig Haare hat, haben ihn auch die behaarten Stellen zeitweise noch gestört. Seit vielen Jahrtausenden haben die Menschen deshalb versucht, ihre Haare komplett abzulegen. Das Rasieren ist eine Technik, dies zu tun. Beim Rasieren wird das Haar direkt über der Haut abgeschabt. De facto wird es damit also lediglich schonend gekürzt und nicht etwa an der Wurzel ausgerissen.
Mit dieser Technik des Rasierens begannen die Menschen schon in der Steinzeit. Wie Archäologen anhand von Funden belegen können, legten auch die Vorfahren der heutigen Menschheit Hand an ihre Haare. Sie entfernten diese mit der Hilfe von scharfen Steinen oder Muscheln. Um Hygiene ging es dabei wohl ebenso wie man damit auch seine Mitgliedschaft in bestimmten Gruppen bekundigen konnte.

Pharaoninnen und griechische Göttinnen entfernten sich ihre Haare

Im Laufe der Geschichte griffen die Menschen immer wieder zum scharfen Stein oder zum Messer und entfernten sich ihre Haare.
So rasieren Frauen sich in der Geschichte nicht erst seit der Neuzeit ihre Schamhaare. Auch auf den Vasen des alten Griechenlands gibt es eindeutige Abbildungen. Die griechischen Göttinnen hatten von ihrem Kopf abgesehen oft kaum Haare am Körper.
Eine besonders umfangreiche Rasur pflegten die mächtigen Frauen am Nil. Herrscherinnen wie Cleopatra und Nofretete waren dafür bekannt, dass sie eine möglichst umfassende Rasur des Körpers schätzten.
Im Alten Ägypten war es sogar üblich, dass sich Frauen auch Glatzen rasieren ließen. Über der Glatze wurde dann eine Perücke getragen. Die Rasur sollte in diesem Fall vor allem verhindern, dass sich Ungeziefer oder Bakterien in Schamhaaren einnisten konnten. Sie wurde also aus Gründen der Eindämmung von Krankheiten betrieben. Diese Verbindung setzt sich später in Rom fort.
Auch die Römerinnen rasierten sich ihren Intimbereich. Dies galt als ein fester Bestandteil der römischen Bäderkultur. In den berühmten Thermen rasieren sich Frauen ihre Schamhaare ab, nehmen Bäder und pflegen ihre Körper. Ohne Zweifel hat diese Kultur zur Hygiene des Römischen Reichs beigetragen.
Wie jedoch die Bäderkultur im Mittelalter verschwindet, so verschwindet auch das Rasieren zeitweise wieder.

Durch schöne Mode und richtige Technik rasieren sich immer mehr Frauen

Rasieren bei Frauen nimmt in bestimmten Epochen ab. In anderen verschwindet diese Praxis, nur um im nächsten Zeitalter wieder weite Verbreitung zu finden. Die Entwicklung, dass nicht nur die Herrscherinnen sich rasieren, sondern Rasieren bei Frauen aus rein ästhetischen Gründen zum Massenphänomen wird, geschieht jedoch vergleichsweise spät. Der Grundstein hierfür wird im Jahr 1915 gelegt.
In dieser Zeit kommen ärmellose Kleider in Mode. Bei den freien Armen passiert nun etwas, was später bei den Beinen nicht anders sein wird:
Wer sie in der Öffentlichkeit zeigt, möchte sich dabei nur von seiner besten Seite sehen lassen.

rasieren Frauen, Kleider ärmellosZeitgleich mit den ärmellosen Kleidern kommt der erste Rasierer als Massenprodukt auf den Markt. Er findet weiter Verbreitung. Das erste mal ist es einfach, auch dünne Härchen vom Körper zu entfernen. Dadurch rasieren Frauen sich einfach und bequem ihren Körper. Durch den Rasierer lassen sich die Haare ohne großen Zeitaufwand kürzen. Zudem ist dieses Stutzen nicht sehr schmerzhaft. Dieser Vorteil ist auch ein Grund dafür, dass sich das Rasieren bei Frauen bis heute als gängige Methode so stark gehalten hat.

 

Andere Techniken wie das Waxing oder Epilieren entfernen das Haar vollständiger. Sie sind jedoch auch wesentlich schmerzhafter. Dieser Vorteil kommt in den Bereichen des Körpers noch einmal stärker zum Ausdruck, die besonders schmerzempfindlich sind.
Der Intimbereich des Menschen ist einer dieser Bereiche. Weder wollen wir hier einem starken Schmerz spüren, noch das Risiko eingehen, uns zu verletzen. Es ist völlig klar, dass viele Menschen deshalb gezielt zur Rasur greifen.

Auch über 100 Jahre nachdem der Rasierer auf den Markt gekommen ist, wird er noch von einer Vielzahl von Menschen genutzt.

Auch der Zeitgeist spielt eine Rolle beim Rasieren

Wie die Rasur zur Mode wird, so kommt sie gelegentlich auch wieder aus der Mode. Ein klassisches Beispiel für einen solchen Wendepunkt sind die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts.
In Verbindung mit der Frauenbewegung entsteht in bestimmten Ländern der Trend, die Schamhaare wieder wachsen zu lassen. Jedenfalls unter den Achseln und im Intimbereich wuchs ab dieser Zeit wieder wesentlich mehr an Haaren.
Wo man sich vorher die Haut glatt rasiert hat, lässt man sich nun kleine oder sogar große Haarbüschel wachsen. Auch dies wird als Freiheit empfunden. Das hat mit einer bestimmten politischen Setzung zu tun. Der Trend gegen das Rasieren bei Frauen wird sehr bewusst und politisch getroffen.
Die Entscheidung für mehr Haare wendet sich hier gegen den Zwang, sich unbedingt rasieren zu müssen.
Das ist gut so und es gibt Frauen zu einem bestimmten Zeitpunkt mehr Freiheit. Die Freiheit nämlich, bewusst selbst und für sich zu entscheiden. Rasieren Frauen sich heute, dann tun sie dies als bewusste Entscheidung. Und tatsächlich treffen heute wieder wesentlich mehr Frauen die bewusste Entscheidung in diese Richtung.
Gerade in den jungen Generationen rasieren viele Frauen sich. Sowohl unter den Achseln, wie auch an Armen und Beinen sorgt man für eine bewusst glatte Haut.
Nach den ärmellosen Kleidern im Jahr 1915 folgte in den 60er Jahren der Minirock.
Er sorgte dafür, dass mehr Bein gezeigt wird. Auch diese Haut sollte glatt und schön sein.
Folglich verbreitete sich durch diesen Trend die das Rasieren unter Frauen noch weiter.
Aber die Intimrasur ist noch einmal ein ganz eigenes Thema.

Intimrasur liegt im Trend – sie bietet heute viele verschiedene Möglichkeiten

Vor allem im Intimbereich rasieren sich Frauen.
In Deutschland ist diese Rasur bei Frauen sogar noch beliebter als in anderen Ländern. Junge Frauen legen einen ganz besonderen Wert auf diese Rasur.
Bei den unter 30jährigen ist die Intimrasur der Normalfall. Wo aber vor einigen Jahrzehnten noch die Entscheidung zwischen Komplettrasur oder Haarbusch getroffen wurde, gibt es heute viele verschiedene Varianten. Von der „Landebahn“ über den „Charlie Chaplin“ und vieles andere mehr gibt es heute allerlei Auswahl.
In ihrem Buch „[url=http://www.faz.net/aktuell/stil/leib-seele/buch-pussycut-von-caroline-selmes-ueber-intimfrisuren-14337387.html]PussyCuts[/url]“ fächert Caroline Selmes die ganze Breite dessen auf, was untenrum möglich ist. Das reich illustrierte Buch gibt dabei nicht nur schöne Anregungen. Es glänzt auch durch die besonders unverkrampfte Art. Wo die Entscheidung für diese oder jene Ästhetik früher mit einer bestimmten ideologischen Positionierung verknüpft war, fällt sie hier zu Gunsten spielerischer Gestaltungsmöglichkeiten. Der Zwang zu einer bestimmten Ästhetik wird dadurch gebrochen und dem einzelnen Menschen mehr Entscheidungsmöglichkeit gelassen. So soll es auch sein.
Das Rasieren können Frauen damit kreativ und ganz neu für sich entdecken. Dass man heute auch im Intimbereich ein so unverkrampftes Verhältnis pflegt, ist wiederum ein wichtiges Verdienst der Frauenbewegung.
Mit der kreativen und vergleichsweise lockeren Auswahl der heutigen Zeit können so gesehen beide Geschlechter durchaus zufrieden sein.